
Mit der sozial orientierten Abteilung zur Förderung partnerschaftlicher und familiärer Bindungen (kurz: sorA) möchte die Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Vohwinkel im Kurzstrafenbereich erste Weichen für ein sozial verantwortliches Leben nach der Haft stellen.
Nicht nur der Name, auch das Konzept der Abteilung ähnelt einer sothA (sozialtherapeutischen Abteilung), wie sie im Langstrafenbereich, hauptsächlich für Täter mit schweren Gewalt- oder Sexualdelikten, vorzufinden ist. Konzeptionell ist die sorA jedoch auf eine kurze Verweildauer (in der Regel sechs Monate bis etwa zwei Jahre) zugeschnitten. Inhaftierte aller Deliktbereiche können aufgenommen werden.
Die insgesamt 56 Haftplätze, die sich auf eine größere Abteilung mit stundenweisem Aufschluss und eine kleinere mit ganztägigem Aufschluss verteilen, sollen das soziale Lernen in der Gruppe durch gemeinsame Begegnungsmöglichkeiten fördern. Der Aufschluss bietet Gelegenheit, mit anderen in Kontakt zu treten. Schwierigkeiten im Umgang mit anderen (z.B. mangelnde Streitkultur, Schwierigkeiten, Konflikte zu verbalisieren) können so beobachtet und vom festen Behandlungsteam angesprochen und bearbeitet werden.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe verpflichtender Behandlungsmaßnahmen wie Anti-Gewalt-Training, „Best“ (Kurzzeitprogramm für inhaftierte Straftäter mit geringerer bis mittlerer Rückfallgefährdung zur Analyse, Förderung und Stabilisierung sozialer Beziehungen) und eine Entlassungsvorbereitungsgruppe „Impuls“ mit alltagspraktischen Themenschwerpunkten wie Wohnungssuche, Bewerbungsschreiben, Computerkurs oder Umgangsformen. Freiwillige Freizeit- und Erlebnis-orientierte Veranstaltungen innerhalb und – für lockerungsgeeignete Gefangene – außerhalb der Anstalt werden zusätzlich angeboten. So fand beispielsweise eine Wanderung durch den Wuppertaler Wald mit gemeinsamem Grillen, eine Kanu-Tour auf der Wupper, ein Besuch eines Klettergartens oder eine Renovierungsaktion des Freizeitraumes statt.
Weihnachtsfeier mit Angehörigen in der Justizvollzugsanstalt

Die sorA sieht einen Einbezug enger Bezugspersonen der Inhaftierten vor. Stabile, verlässliche Beziehungen zu nicht-straffälligen Personen stellen einen wichtigen Prädiktor für eine straffreie Zukunft dar. Die häufig noch jungen und erstinhaftierten Gefangenen der sorA verfügen in der Regel über soziale Anbindungen außerhalb, wobei diese Beziehungen häufig konflikthaft sind. Über begleitete Familienbesuche, Einzel- und Paargespräche wird versucht, die Beziehungsqualität zu verbessern und dazu auch die neu erworbenen sozialen Fertigkeiten der Inhaftierten zu nutzen. Zu diesem Zweck fand beispielsweise auch im Dezember 2011 eine gemeinsame Weihnachtsfeier von Inhaftierten und Angehörigen in der Anstalt statt.
Im geschützten und durch das Abteilungsteam begleiteten Rahmen wird versucht, die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen bestmöglich zu fördern. Die Inhaftierten sollen befähigt werden, für sich und ihre Zukunft wichtige Entscheidungen abzuschätzen, zu treffen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu tragen.