Mehrere Männer sitzen um einen gedeckten Kaffeetisch

Die Idee ist einfach. Die Durchführung selbst in einer JVA mit hohem Sicherstand relativ unkompliziert möglich. Der Nutzen für alle Beteiligten hoch. Es ist das, was man neudeutsch als Win-win-Situation bezeichnet wird: Alle Beteiligten sind „Gewinner“.

„Es spricht überhaupt nichts dagegen, die Menschen zunächst einmal freundlich willkommen zu heißen“, waren die Worte des Anstaltsleiters Michael Skirl bei der Einführung des Projekts „Café für Zugänge“ im Februar 2008. Und er ließ es sich nicht nehmen, selbst mehrfach vorbeizuschauen. Auch Bedienstete des Stands, die dazu an jedem 2. und 4. Dienstag im Monat durchrufen, nahmen daran teil und überzeugten ihre Kollege: „Das ist richtig gut, was die (Seelsorge) da machen.“

Die Idee ist einfach und funktioniert bei uns so: Alle Neuzugänge werden eingeladen, für ca. 1,5 Stunden in die Kirche zu kommen. Vormelder sind dafür nicht nötig – es reicht, „auf die Ampel zu gehen“. Die Teilnehmerzahl (zwischen 15 und 35) wird dem Stand gemeldet. In einer ersten Runde stellt sich jeder vor, soweit er es möchte. Anschließend wird zu Kaffee und Plätzchen eingeladen. In der Schlussrunde werden Angebote der Seelsorge und des Hauses vorgestellt und vor allem viele Fragen der Anfangszeit beantwortet. Dabei wird die Seelsorge, die in ökumenischer Weite einlädt und verantwortlich ist, von Inhaftierten der „Hauspost“ (Gefangenenzeitung der JVA Werl) unterstützt.

Fassadenansicht der Kirche der Justizvollzugsanstalt Werl

Der Ertrag ist neben dem Kennenlernen und der Kontaktaufnahme, der Erhalt von Informationen und eine erste Orientierung – nicht  zuletzt auch die Abwechslung für die „Neuen“. Die Zeit der Ruhe auf den Zugangsabteilungen wird sinnerfüllt, es ergeben sich Kontakte, die auf dem Weg über Einzelbesuche bei weitem nicht möglich wären.

Inzwischen ist das Angebot für Zugänge noch um einen Punkt erweitert worden: die Zugangstüte, die jeder Neuzugang einmalig erhalten kann. Sie enthält Waren im Wert von 10 €, die abgerechnet werden, sobald sich Geld auf dem Konto des „Neuen“ befindet.

Wir freuen uns, wenn unsere Idee kopiert oder vielleicht auch modifiziert wird, was teilweise auch schon geschehen ist.

Ihr

Pfarrer Adrian Tillmanns, Evangelische Seelsorge in der JVA Werl