Jugendliche Gefangene sitzen mit Bearbeitern um einen Tisch

Schon seit dem Jahre 2009 unterstützen Inhaftierte der Jugendstrafanstalt Herford den Verein „Rad und Tat e.V.“ Der Verein betreut Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Senioren und kranke Kinder. Bisher konnten über zwanzig junge – besonders ausgewählte und lockerungsgeeignete – Gefangene den Verein ehrenamtlich begleiten und hierbei wertvolle Erfahrungen sammeln. Die Inhaftierten

  • ermöglichten Menschen mit geistiger Behinderung Ausfahrten mit unterschiedlichen Rädern (deshalb der Name des Vereins „Rad und Tat“) als Beitrag zur Förderung der Gesundheit, der Bewegung und der sozialen Kontakte,
  • kochten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und halfen bei Freizeitveranstaltungen (z.B. beim Kegeln),
  • betreuten Kinder der Mitglieder des Fachausschusses Suchtselbsthilfe,
  • führten Filme und Lichtbildvorträge für Senioren durch,
  • halfen bei der Vorbereitung, Bewerbung und Durchführung (inklusive Verkauf, Kassenführung und Betreuung von Infoständen) von Veranstaltungen in Herford, u.a. die Fahrradmeile, die Spendengala im Elsbachhaus, der Weihnachtsmarkt mit Drehorgel und das Apfelfest in Bünde.

 Für alle Seiten bringen solche Einsätze Vorteile:

Ohne die jungen Männer aus der JVA Herford könnten einige Projekte des Vereins „Rad und Tat e.V.“ nur schwer oder gar nicht realisiert werden. Es würde an der nötigen Manpower fehlen. Die genannten Vereinsaktivitäten bringen aber für die Betroffenen Abwechslung in den teils tristen Alltag. Die jungen Gefangenen übernehmen dadurch oftmals eine besondere Rolle im Leben z.B. geistig Behinderter ein.

Für die Gefangenen bietet die ehrenamtliche Tätigkeit ebenfalls Abwechslung und Gelegenheit, sich an Anforderungen und Abläufe außerhalb der Gefängnismauern zu gewöhnen. Sie können vielfältige Erfahrungen in Bereichen sammeln, zu denen sie bisher wenig Zugang hatten und dadurch ihre sozialen Kompetenzen erweitern. Die jungen Männer werden mit Schicksalen anderer konfrontiert, wodurch sich mitunter eigene Problemstellungen relativieren. Durch vertiefte Gespräche kommen einige von ihnen zu neuen Ansichten. Bei einem der jungen Männer hat diese Erfahrung dazu geführt, dass er nach seiner Haftentlassung ein soziales Jahr absolviert hat.