Junge Strafgefangene sitzen schreibend an einem Tisch Männergruppe
Quelle: JVA Schwerte

Wann ist ein Mann ein Mann?

Die Männergruppe der JVA Schwerte richtet sich in erster Linie an Jungstraftäter. Diese sind häufig dem traditionellen Männerbild („stark sein“, „cool sein“, Machogebaren) verhaftet. Selten hatten sie positive Vorbilder. Ihre Väter lebten ihnen Gewalt als Lösungs­strategie vor. Folge der zumeist gewaltsamen Unter­drückung ist ein geringes Selbstwertgefühl bei den Betroffenen. Dieses ist oft gepaart mit der Unfähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen, ein eigenes Gesundheitsempfinden zu entwickeln und einen empathischen Umgang mit anderen Männern, zu pflegen. Gewalt und Provokationen werden so oft benutzt, um eigene Schwächen zu kaschieren und um Macht – aber auch Aufmerksamkeit – zu erregen. Der Weg in die Kriminalität ist in der Regel ein langer Prozess, wobei das skizzierte Rollenverständnis ein zentraler Baustein in dieser Entwicklung ist.

Rahmenbedingungen

Die Gruppe besteht aus maximal zehn Teilnehmern, die sich insgesamt sechs Mal alle vierzehn Tage für zwei Stunden treffen. Die Teilnahme ist, ebenso wie die Verschwiegenheit über das in der Gruppe gesprochene Wort, Pflicht. Geleitet wird die Gruppe von Norbert Wemmer, einem Mitarbeiter des Jugendamtes Dortmund, der zudem ausgebildeter Jungenarbeiter ist, und von Oliver Klute, einem Boxtrainer, der in seinem Studio u.a. Deeskalationstraining anbietet.

Methoden und Inhalte

Die angewandten Methoden sind Selbstreflexion, Kleingruppenarbeit, indirekte Konfrontation mit dem Selbstbild, Gruppendiskussionen und Rollenspiele. Als Ausgleich und zur Entspannung wird auch Sport- und Fitnesstraining angeboten. Themenschwerpunkte sind Sorgeselbständigkeit (emotionale, soziale, gesundheitliche und hauswirtschaftliche Unabhängigkeit), Männerbilder, Frauenbilder, Homosexualität, Körperlichkeit, Sexualität, Gewalt. Weitere – sich während der Arbeit mit der Männergruppe ergebende – Themenfelder können in die Arbeit einbezogen werden.

Ziel

Ziel ist es, dass sich die Teilnehmer der Gruppe mit einem alternativen Männerbild auseinandersetzen. Jeder Einzelne soll die Möglichkeit erhalten, die für ihn wichtigen und relevanten Aspekte von Männlichkeit „im Stillen“ zu erarbeiten. Es soll ein eigenes Selbstverständnis verinnerlicht werden, welches jenseits traditioneller Männerbilder Gewalt ausklammert und die Option vorsieht, Gefühle zuzulassen und Schwäche zeigen zu können. Somit wird in der Männergruppe versucht, einen Teil der Prozesse, die letztendlich in die Kriminalität geführt haben, umzukehren bzw. mit positiven Inhalten zu füllen – ein weiterer kleiner Schritt in eine erstrebenswerte straffreie Zukunft.