Das „Ulmer Echo – Gefangenenmagazin aus der JVA Düsseldorf“ wurde 1975 von Gefängnisseelsorger P. Edelbert Rüber SJ gegründet und erscheint seitdem regelmäßig. Träger ist der Kath.Gefängnisverein Düsseldorf. Das Ulmer Echo unterliegt keiner Zensur. Der Anstaltsleitung wird die Zeitung vor dem Druck gezeigt, weil sie ohne deren OK nicht an die Gefangenen ausgehändigt werden darf.

Zurzeit arbeiten in der Redaktion zwei inhaftierte Redakteure, die von der Anstalt bezahlt werden; dritter Redakteur ist der Herausgeber, P. Wolfgang Sieffert OP. Nach dem Umzug in den Neubau unserer JVA in Ratingen musste zunächst ohne eigenen Raum gearbeitet werden, die Druckmaschine stand in einem Keller, in dem sich Inhaftierte nicht unbeaufsichtigt aufhalten dürfen. Durch die Initiative von Bediensteten gibt es jetzt einen eigenen, im Vergleich zum Altbau aber beengteren Raum.

Die Arbeit der Redaktion unterliegt mannigfaltigen Einschränkungen. Der Herausgeber führt Recherchen zuhause durch und transportiert ständig Dateien hin und her. Die anderen Redakteure arbeiten ohne eigenständigen Zugang zu Mitinhaftierten, ohne Email und Internet, mit strikt begrenzten Arbeitszeiten …

Titelseite der Gefangenenzeitschrift Ulmer Echo mit unterschiedlichen Artikeln

Produkte der Redaktion

Das Ulmer Echo produziert nicht nur das Gefangenenmagazin (ca. 1.300 Abos „draußen“), sondern auch eine Erstinhaftiertenbroschüre („Inhaftiert. – Was tun?“) in mehreren Sprachen und einen Kalender mit Einkaufsterminen für alle Gefangenen und gelegentlich Sonder­ausgaben („Alltag im Vollzug“; Drogen“), die z.B. viel an Schulen eingesetzt werden. Auf der Homepage des Ulmer Echo, die auch von Angehörigen und Journalisten viel aufgesucht wird, sind darüber hinaus alle Ausgaben seit 1997 und ein Themenarchiv zu finden. Alle Produkte des Ulmer Echo werden auch über eine Mailing-Liste als PDF verschickt.

Titelblatt der Gefangenenzeitung mit Blick auf den Innenhof und Gefangene die eine Freistunde haben

Die „Z“-Ausgabe

Angesichts des Umzugs in den kommunikationsärmeren Neubau in Ratingen entstand die Idee, „Zwischenausgaben“ zu drucken, die schnell und preiswert zu produzieren und aktueller sind.

Seit dem Umzug im Februar konnten (bis Oktober 2012) neben einer extern gedruckten „großen“ Ausgabe bereits zwei „Z – die exklusive Zwischenausgabe“ erschienen, mindestens eine weitere „Z“ wird bis Weihnachten noch erscheinen.

Immer dabei sind Leserbriefe, die sich mit den gegenwärtigen Problemen auseinandersetzen, der aktuelle Sportplan, die Übersicht über Gruppen- und Freizeitangebote und die Einkaufstermine. Dank der „Z“ konnte eine Umfrage unter den Inhaftierten zum Leben im Neubau zeitnah gestartet und ausgewertet werden.

Die Auflage von 1.200 Exemplaren wird auf dem redaktionseigenen Risographen kostengünstig erstellt. Den Umfang beschränken wir auf maximal 20 Seiten. Druck, Legen und Heften nehmen ungefähr zwei Tage in Anspruch. Ein Exemplar kostet (inkl. Papier und Maschinenabschreibung) ca. 20 Cent; mittels Kopierer wären die Kosten ca. fünfmal so hoch.

Für „drinnen“ und „draußen“

Viele Inhaftierte verbringen im Ratinger Neubau an vielen Tagen 23 Stunden auf ihrer Zelle. Sie alle erhalten jede Ausgabe des Ulmer Echo. Reaktionen zeigen, dass sie sich dadurch in ihrer Situation weniger allein fühlen. Wichtige Tipps und Informationen helfen den Alltag zu bewältigen.

Außerdem bietet das Ulmer Echo die Möglichkeit, sich zu artikulieren, Kritik und Anregungen zu formulieren. Wenn hier Missstände benannt werden, trägt das zu Verbesserungen bei.

Auch Bedienstete und Personen „draußen“ nehmen das Ulmer Echo positiv wahr. So schafft es Risse in den Isolationsmauern: zwischen den Gefangenen – und nach draußen.